Ein Beitrag von www.benediktbrandl.com
In den letzten Folgen vor der Pause habe ich darüber gesprochen, dass viele Leute derzeit zögern mit dem Investieren, sowohl bei Aktien wie auch bei Immobilien, weil alles schon so hoch ist. Und wir haben über eine mögliche Geldentwertung durch Inflation gesprochen, wegen der hohen Staatsschulden weltweit. Und im Laufe der letzten Wochen habe ich auch mit einigen Kunden über – u. a. – diese Themen gesprochen und dabei ist mir eins klar geworden. Es gibt viele Leute die haben Gelder auf ihren Konten, die null Zinsen erwirtschaften und das stört sie schon und sie wollen, dass es arbeitet. Aber entscheiden ist eigentlich nicht die Anlage selbst, sondern das Anlageziel und nicht die Anlage als Selbstzweck. Wenn man kein bestimmtes Ziel hat wo man hin will, dann ist das wie beim Reisen, dann hilft einem das beste Navi nichts. Wo soll es mich hinbringen, wenn ich keinen Plan habe wo ich überhaupt ankommen will?
Sagen wir jemand möchte etwas fürs Alter sparen und legt dafür jetzt monatlich z. b. 200 EUR zurück. Er beginnt zwar seine Reise, aber wo wird er dann tatsächlich ankommen im Alter? Das weiß kein Mensch. Er/Sie nimmt einfach mal die 200 EUR und fährt los, ohne ein Ziel anzugeben WANN er/sie WO ankommen will. Richtig wäre sich zu fragen: wieviel Rente werde ich später mal brauchen? und wieviel davon hab ich heute schon erreicht? Durch meine Ansprüche an die gesetzliche Rente, durch Lebensversicherungen oder Depots, oder erwarte ich Mieteinnahmen oder eine Erbschaft? Und wie lang reicht mir dieses Geld dann?
Angenommen man würde zu dem Ergebnis kommen, dass noch 1.000 EUR Rente im Monat fehlen. Für 1.000 EUR Zusatzrente über 30 Jahre braucht man ca. 250.000 EUR Kapital. Das ist der Barwert dieser Rentenleistung und ihr könnt das sehr leicht selbst ausrechnen, indem ihr auf www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan geht und da einen Entnahmeplan berechnet. Gesucht wird das Anfangsvermögen, Entnahme ist 1.000 EUR, dann kann man eine Rentensteigerung einrechnen und zu welchem Zins das Geld in der Zwischenzeit angelegt wird.
Sagen wir mal im Jahr 2040 soll es dann soweit sein und die Zahlungen sollen starten. Das kann ich jetzt in mein „Finanznavi“ eingeben: Zielort 250.000 EUR, Zielzeit: 2040, Und mein aktueller Standort. z. b. „ich habe für dieses Ziel schon 25.000 EUR auf dem Tagesgeld angespart“. Jetzt kann das Navi rechnen, wieviel muss ich monatlich sparen, damit ich da ankomme und welche Routen gibt es, mit denen ich da entweder am schnellsten oder vielleicht auch am sichersten ankomme. Die erste Route vermeidet z. b. Autobahnen. Das wäre die sichere Route, mit einer Verzinsung von 2%, da brauche bis 2040 monatlich 640 EUR.
Alternativ gäbe es eine effiziente Route mit einem Stück Autobahn (das wären dann Aktien) und ein Stück Landstraße (das wären sichere Anleihen) und diese Route bringt erwartungsgemäß etwa 6% Verzinsung. Dann bräuchte ich nur noch 300 EUR monatlich sparen, um das Ziel zu erreichen. Also weniger als die Hälfte. Ihr seht also, ich muss wissen wo ich heute stehe und wo ich WANN genau sein will und dann kann ich berechnen, wie ich da am effizientesten hinkomme. Wenn ich aber OHNE Ziel losfahre, bzw. Geld anlege OHNE konkrete Zielsetzung anlege, dann darf ich mich auch nicht wundern, wenn ich irgendwo ankomme, wo ich eigentlich nie hinwollte. Und was ich außerdem auch noch brauche, ist ein gutes “Warum”. Also warum ich genau dieses Ziel erreichen will. Das kann z. b. finanzielle Unabhängigkeit sein. Dazu brauche ich je nach Lebensstil etwa 500.000 EUR bis 1 Million EUR, damit ich meine Lebenskosten aus passiven Einkommen finanzieren kann. Also mein Anlageziel wäre dann einen passiven Einkommensstrom von z. b. 2.000 EUR oder 3.000 EUR im Monat zu erreichen. Und dann brauche ich einen guten Grund, warum will ich diesen Einkommensstrom erreichen will. Der könnte beispielsweise sein: „Weil ich mich dann selbständig machen und meinen Traum oder mein Hobby leben könnte“. Oder „ich könnte meine Arbeitsstunden reduzieren und hätte viel mehr Zeit für die Dinge die mir WIRKLICH wichtig sind, wie die Familie“. „Oder ich könnte viel mehr reisen und die Welt anschauen“. DAS ist ja das eigentliche Anlageziel. Der Grund warum ich Geld arbeiten lasse. Nicht, weil ich 3, 4 oder 6% Rendite haben möchte, nur damit ich sie habe.
Aber viele Leute, so habe ich das Gefühl, sparen tatsächlich aus Versehen Geld an, ohne einen Plan im Kopf zu haben, für wen oder für was sie das überhaupt machen. Und wenn ich keine Notwendigkeit darin sehe, dass das Geld mehr wird, weil es im Grunde egal ist, ob es jetzt 100- oder 150-tausend sind, dann besteht natürlich auch keine Notwendigkeit darin das Maximum aus diesem Geld rauszuholen.
Was ich im Kern damit sagen will ist folgendes: wir könnten viel mehr aus unserem Geld holen, wenn wir ein oder mehrere konkrete Ziel vor Augen hätten und einen entsprechenden Sinn darin sehen, das auch zu erreichen. Das macht uns im Gesamten zu besseren Anlegern.
Also – falls du das noch nicht gemacht hast – denk einfach mal darüber nach, WAS du mit deinem Geld WANN erreichen haben willst. Ich habe dafür einen Katalog mit etwa 30 Fragen, die ich meinem Beratungskunden dann stelle. Ein paar davon gebe ich euch heute mit:
- Was hat Geld für eine Bedeutung für dich?
- Was sind deine größten Erfolge die du erreicht hast?
- Welche persönlichen Ziele hast du noch vor dir?
- Was sind deine beruflichen Ziele?
- Was willst du deiner Familie ermöglichen?
- Wie soll dein Leben in 10, 20 oder 30 Jahren ausschauen?
- Und wie möchtest du deine Lebensqualität erhöhen? (durch welche Anschaffung oder Tätigkeit)
- Und die Frage aller Fragen ist: was würdest du tun, wenn du nicht mehr arbeiten müsstest? Stellt dir vor du hättest ein Konto mit 10 Mio. EUR drauf, was würdest du dann den ganzen Tag tun?
Gerald Hörhan der Investmentpunk, hat mal einem in einem Vortrag gesagt: bei Harward-Absolventen (und Gerald ist ja selbst einer) ist der Unterschied im Erfolg bei festgelegten Zielen um den Faktor 27 höher. Also ein Harward-Absolvent mit klaren Zielen vor Augen ist um das 27-fache erfolgreicher als ein Harward-Absolvent ohne klare Ziele.
Ich bin sicher, dass das nicht nur für Harward-Absolventen, sondern für alle Leute und auch für alle Lebensbereiche und das Investieren gilt. Wenn ich weiß wo ich hin will, kann ich mich VOLL darauf fokussieren und den schnellsten Weg gehen.
Und in diesem Zusammenhang verweise ich gerne auch nochmal auf die Folge 4 ” Holst du das Maximum aus deinem Cashflow heraus?”. Darin hört ihr nochmal einige Tipps und Anregungen, wie ihr bewusster mit euren monatlichen Einnahmen und Ausgaben umgeht und wie ihr das Maximum aus eurem Einkommen holt. Sofern ihr das nicht eh schon macht. Ich möchte euch damit Gedankenanstöße geben, die ich im täglichen Gespräch mit meinen Kunden so aufnehme und bei denen ich glaube, dass ich dem einen oder anderen einfach helfen kann etwas mehr aus seinem Geld zu machen. Und, dass mehr Leute, öfter über ihr Geld nachdenken, als nur dafür in die Arbeit zu gehen. Weil unterm Strich ist es ja nur ein Mittel zum Zweck, denn wir alle wollen ja am Ende des Tages einfach ein schönes Leben haben und uns bestimmte Dinge leisten können. Und genau das – finde ich – sollte bei allen Anlageentscheidungen auch im Vordergrund stehen und nicht nur die Renditezahl, oder die 2. Stelle hinterm Komma auf dem Tagesgeld.