Keine Einzelaktien – Drei wesentliche Erkenntnisse

Die Wissenschaft des Investierens – was bedeutet das eigentlich? Dieser Podcast beschäftigt sich mit den Ergebnissen aus 70 Jahren Kapitalmarktforschung. Das schöne ist, dass keine komplizierten Modelle nötig sind, es sind einfache Handlungsempfehlungen, die sich ableiten lassen. Die drei aller wichtigsten stelle ich euch in dieser dreiteiligen Serie vor. 90% aller schlechten Erfahrungen die Anleger je mit Wertpapieren oder Kapitalanlagen gemacht haben, hätte man damit vermeiden können. Wenn ich oft mit Leuten über Geldanlagen oder Wertpapiere, spreche winken viele sofort ab: „Ich habe nur schlechte Erfahrungen gemacht, für mich ist das Glücksspiel, oder nur ein Geschäft für die Bank, wir haben immer Geld verloren dabei“. Vielleicht hast du selbst schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht. Jemanden kennen, der eine gemacht hat, wird allerdings wirklich jeder. Jeder kennt Einen (ob er es weiß oder nicht), der schon mal eine schlechte Erfahrung mit Geldanlagen gemacht hat. Alleine mit der Telekomaktie komme ich monatlich mindestens auf ein bis zwei Personen, die damit echt Geld verloren haben.  Damit kommen wir zur 1. Regel des wissenschaftlichen Investierens.

 Kaufe keine einzelnen Aktien und streue breit

Die Entwicklung eines einzelnen Unternehmens kann nicht seriös prognostiziert werden. Um zu wissen, ob die Aktie in zehn Jahren höher steht als heute, oder höher als andere Aktien dieses Sektors, muss man auch wissen, wie sich der Cashflow des Unternehmens über die nächsten zehn Jahre entwickelt. Und den der anderen Unternehmen in diesem Sektor. Wer weiß schon wie viele Iphones Apple bis ins Jahr 2025 nach China verkauft? Oder dass VW Abgase manipuliert hat. Das wussten vermutlich dort auch nur zwölf Leute. Dass eine Ölplattform von BP explodiert und Millionen Barrel Öl ins Meer gelangen. Oder welche Milliarden-Klagen die Deutsche Bank noch bekommen wird? Oder wann das nächste Fukushima auftritt (Stichwort Eon, RWE)? Diese Ereignisse sind nicht vorhersehbar. Damit kann wirklich alles passieren. Morgen kann sie pleite und dein Geld weg sein. In manchen Fällen hätte man astronomisch gewinnen können, aber das Risiko ist einfach gegeben. Mit einer einzigen Firma kann immer mal was passieren. Und das betrifft auch die Finanzprofis und Portfoliomanager in Ihren Türmen in Frankfurt. Das meiste Geld wird eher über Fonds investiert. „Die sind gemanaged. Da passt jemand auf, jemand der sich auskennt“. Das hört man doch gerne als Anleger. So ein großer Fonds mit sagen wir einer Mrd. Kapital, der beschäftigt ungefähr 50 Analysten. Diese sind dann i. d. R. für verschiedene Branchen zuständig und davon wieder jeder für bestimmte Werte. Von diesen Werten müssen Sie alles wissen. Jeden einzelnen Bericht den es gibt, jeden Quartalsabschluss, sie führen Gespräche mit dem Management und besuchen regelmäßig die Firmen. Man könnte meinen, jemand der sich so intensiv mit einem Unternehmen beschäftigt, dann wirklich wissen müsste, wohin sich die Welt oder zumindest ein bestimmtes Unternehmen hin entwickeln würde.

 

Abb: Chart der Dt. Telekom und des Deutschen Aktienindex seit 1997. Die meisten Anleger haben die Telekom im Hoch 1999-2000 gekauft und warten bis heute auf eine annähernde Erholung auf alte Hochs. Der Dax hat sich in der Zwischenzeit gut entwickelt.

Quelle: comdirect.de

 

Tun Sie aber nicht.

Es gibt unzählige Studien die das belegen. Eine der bekannteren ist von Burton Malkiel, der Professor in Princeton war und von 1971 – 1991 das Abschneiden von 239 US Aktienfonds untersucht hat. Sein Ergebnis war, dass die Finanzprofis im Schnitt um 2% vor und 3,2% nach Abzug der Verwaltungskosten schlechter waren, als der Markt in den sie investierten. Eine andere Studie untersuchte 2.758 US Fonds über 15 Jahre. 57% überlebten die 15 Jahre gar nicht. 43% überlebten und nur 17% übertrafen die Benchmark (Die Marktrendite ohne aktiv zu werden). Es gelang auch nur wenigen erfolgreichen Managern, ihre Performance zu wiederholen. Das liegt einfach daran, dass die Märkte effizient sind. Zumindest die meiste Zeit. Effizient heißt, dass alles was wir heute über eine Firma wissen, bereits im Kurs drin steckt. Wenn eine Firma also super Aussichten für die Zukunft hat und die ganze Welt weiß, dass sie ihren Gewinn die nächsten Jahre verdoppeln und verdreifachen werden, dann zahlt man das heute im Kurs schon mit. Der Wert ist einfach entsprechend teurer. Wenn man absieht, dass eine Firma schlechter laufen wird, mag sie keiner und ist entsprechend billig. Man müsste also Informationen haben die sonst keiner hat, oder eine Entwicklung vorhersehen die sonst keiner sieht. Deswegen ist es besser immer den Durchschnitt aller Aktien zu kaufen, z. B. den DAX in Deutschland und nicht nur ein oder zwei einzelne Werte. Denn die durchschnittliche Rendite von vielen, gar 1.000 Aktien ist verhältnismäßig stabil und langfristig wesentlich planbarer.

Dafür verzichtet man aber auf die Ausreißer nach oben. Ich bin sicher der ein oder andere wird sich jetzt zurückerinnern und sagen, stimmt: ich hatte mal einen einzelnen Wert und habe damit Geld verloren. Wie es auch statistisch nicht anders anzunehmen ist, wird auch jemand Gewinne mit einem Einzeltitel gemacht haben, wenn wir aber den Durchschnitt über alle Erfahrungen legen waren diese höchstwahrscheinlich eher negativ.

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